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Tourismus in Deutschland während der Pandemie – welche regionalen Besonderheiten zeigen sich?

Entwicklung der Gästeübernachtungen von 2019 bis 2022 in den Kreisen und kreisfreien Städten

Der Tourismus in Deutschland war während der Coronapandemie durch verschiedene Einschränkungen von Reisemöglichkeiten beeinflusst. Dies schlug sich beispielsweise in der Anzahl der Gästeübernachtungen nieder: So ging deren Zahl bundesweit von nahezu 500 Millionen im Jahr 2019 auf etwas mehr als 300 Millionen in den Jahren 2020 und 2021 zurück. Das entspricht einem Rückgang von jeweils fast 40,0 Prozent. Mit der schrittweisen Aufhebung der Reisebeschränkungen und Corona-Schutzmaßnahmen im Jahr 2022 stieg die Anzahl der Gästeübernachtungen wieder auf insgesamt 451 Millionen an (+45,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), das Niveau von 2019 wurde jedoch noch nicht wieder erreicht. Grundsätzlich sei darauf hingewiesen, dass in den Zahlen der Gästeübernachtungen auch Dienst- und Geschäftsreisen inbegriffen sind.

Anzahl der Gästeübernachtungen in Deutschland in Millionen

Quelle: Regionaldatenbank Deutschland © Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Um die Auswirkungen der Coronapandemie auf die regionale Entwicklung im Tourismus in Deutschland darzustellen, wird die prozentuale Veränderung der Anzahl der Gästeübernachtungen in den Jahren 2020 bis einschließlich 2022 zum Vor-Pandemie-Niveau von 2019 ermittelt. Dabei liegt der Fokus auf der Darstellung der unterschiedlichen regionalen Veränderungen sowohl auf Landesebene als auch auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte. Darüber hinaus werden die gegensätzlichen Entwicklungen der Gästeübernachtungen aus dem In- und Ausland in der Pandemiezeit näher beleuchtet.

Wie unterschiedlich waren die Bundesländer von den Entwicklungen betroffen?

Die Anzahl der Gästeübernachtungen insgesamt ist mit Beginn der Coronapandemie in den meisten Bundesländern prozentual zurückgegangen. Dabei fällt der prozentuale Rückgang bei den Gästeübernachtungen aus dem Ausland gegenüber 2019 mit durchschnittlich 59,7 Prozent im Jahr 2020 und 60,3 Prozent im Jahr 2021 höher aus als bei den Gästeübernachtungen aus dem Inland. Diese sind durchschnittlich um 34,8 Prozent im Jahr 2020 und 33,0 Prozent im Jahr 2021 zurückgegangen. Berlin war im Vergleich zu den anderen Bundesländern von den rückläufigen Gästeübernachtungen stärker betroffen, da der internationale Tourismus mit Gästeübernachtungen aus dem Ausland zuvor einen Anteil von ca. 45,4 Prozent an den Gesamtübernachtungen ausgemacht hat. Die Übernachtungen ausländischer Gäste sind 2022 im Vergleich zu 2019 um 34,5 Prozent zurückgegangen, bei den inländischen Gästen gab es hingegen lediglich eine Abnahme der Übernachtungen um 12,0 Prozent.

2022 erreichten die meisten Bundesländer noch nicht wieder das Vor-Pandemie-Niveau. Zwei Ausnahmen sind jedoch Schleswig-Holstein und Hamburg. In beiden Ländern zeigte sich im Jahr 2022 gegenüber 2019 ein Anstieg der Gästeübernachtungen aus dem Inland, in Schleswig-Holstein um 2,8 Prozent und in Hamburg um 0,3 Prozent. In Schleswig-Holstein ist damit ebenfalls eine leicht positive Bilanz (1,2 Prozent) bei den Gästeübernachtungen insgesamt zu beobachten.

Für den Vergleich ist zu beachten, dass die konkreten Entwicklungen im Tourismus der einzelnen Bundesländer auch von den unterschiedlich umgesetzten Pandemie-Schutzmaßnahmen und Beschränkungen sowie der Höhe der lokalen Inzidenzen beeinflusst waren.

Hinweis

 
Hinweis: In Rheinland-Pfalz erfolgte zum Berichtsjahr 2021 eine methodische Umstellung bei der Ermittlung der Insgesamt-Positionen. Ab dem Berichtsjahr 2021 beinhaltet die Insgesamt-Position zusätzlich die Angaben der Campingplätze mit mindestens zehn Stellplätzen. Aufgrund der rückwirkenden Angleichung der Datenbasen in 2019 und 2020 an die neue Abgrenzung kommt es in beiden Berichtsjahren, und in 2020 noch verstärkt durch die Einflüsse der Corona-Pandemie, zu mehr Geheimhaltungsfällen.

Veränderung der Gästeübernachtungen insgesamt sowie aus dem In- und Ausland in den Bundesländern im Vergleich zu 2019 in %

Quelle: Regionaldatenbank Deutschland © Statistische Ämter des Bundes und der Länder
Hinweis: Wählen Sie oberhalb des Balkendiagramms die Gästeherkunft aus, um die prozentuale Veränderung in den Jahren 2022, 2021 und 2020 im Vergleich zu 2019 zu betrachten.

Welche Besonderheiten zeigen sich auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte?

Auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte ist im Zeitverlauf zu erkennen, dass während der Coronapandemie in den Jahren 2020 und 2021 die Gästeübernachtungszahlen in den meisten Regionen zurückgegangen sind, wobei die Küstenregionen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sowie einzelne Kreise und kreisfreie Städte wie bspw. der Kreis Prignitz in Brandenburg (-17,2 Prozent im Jahr 2020 und -1,3 Prozent im Jahr 2021) weniger betroffen sind. Die folgende Karte zeigt die prozentuale Veränderung der Anzahl an Gästeübernachtungen zum Vor-Pandemie-Jahr 2019.

Veränderung der Gästeübernachtungen insgesamt in den Kreisen und kreisfreien Städten im Vergleich zu 2019 in %

Quelle: Regionaldatenbank Deutschland © Statistische Ämter des Bundes und der Länder
Hinweis: Wählen Sie oberhalb der Karte die einzelnen Jahre aus, um die prozentuale Veränderung in den Jahren 2022, 2021 und 2020 im Vergleich zu 2019 zu betrachten.

Im Jahr 2022 gab es im Vergleich zu 2019 in einigen Kreisen und kreisfreien Städten eine Zunahme der Übernachtungszahlen. Am größten war der prozentuale Anstieg im Kreis Diepholz in Niedersachsen. Hier nahm die Anzahl der Gästeübernachtungen im Vergleich zu 2019 um 94,5 Prozent zu. Der Zuwachs in diesem Landkreis dürfte vorrangig auf die Aufnahme weiterer Beherbergungsbetriebe in den Berichtskreis zurückzuführen sein. Auf Platz zwei und drei folgten für 2022 der Wartburgkreis (31,8 Prozent) in Thüringen und der Landkreis Schleswig-Flensburg (30,7 Prozent) in Schleswig-Holstein.

Top-5 Kreise und kreisfreie Städte mit der höchsten prozentualen Steigerung der Gästeübernachtungen 2022 im Vergleich zu 2019
Rang Kreis / kreisfreie Stadt Anzahl der Gästeübernachtungen 2022 Veränderung zu 2019 in %
1 Diepholz, Landkreis (NI) 581.247 94,5
2 Wartburgkreis (TH) 1.028.487 31,8
3 Schleswig-Flensburg, Landkreis (SH) 1.830.643 30,7
4 Prignitz, Landkreis (BB) 372.676 30,4
5 Pirmasens, kreisfreie Stadt (RP) 88.458 23,8

Den stärksten prozentualen Rückgang bei den Gästeübernachtungen gab es im Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz (-57,4 Prozent im Vergleich zu 2019). Dies dürfte mit der Flutkatastrophe und dem damit verbundenen Hochwasser im Juli 2021 zusammenhängen, von dem Ahrweiler stark betroffen war. Hohe Rückgänge verzeichneten des Weiteren die Stadt Wolfsburg in Niedersachsen mit -38,1 Prozent und die Stadt Suhl in Thüringen mit -33,3 Prozent.

Top-5 Kreise und kreisfreie Städte mit dem höchsten prozentualen Rückgang der Gästeübernachtungen 2022 im Vergleich zu 2019
Rang Kreis / kreisfreie Stadt Anzahl der Gästeübernachtungen 2022 Veränderung zu 2019 in %
1 Ahrweiler, Landkreis (RP) 697.779 -57,4
2 Wolfsburg, kreisfreie Stadt (NI) 406.269 -38,1
3 Suhl, kreisfreie Stadt (TH) 184.126 -33,3
4 Groß-Gerau, Landkreis (HE) 841.644 -33,2
5 Leverkusen, kreisfreie Stadt (NW) 173.236 -29,6

Wie unterscheidet sich die Entwicklung der Übernachtungen von inländischen zu ausländischen Gästen während der Coronapandemie?

Bei der getrennten Betrachtung der prozentualen Veränderungen der Gästeübernachtungen aus dem In- und Ausland zu 2019 ist zu beobachten, dass insbesondere Kreise im Norden und Süden Deutschlands, in Sachsen-Anhalt, sowie in Brandenburg weniger vom Rückgang der inländischen Gäste betroffen waren. So sind im Kreis Schleswig-Flensburg in Schleswig-Holstein beispielsweise im Jahr 2020 die Gästeübernachtungen aus dem Inland lediglich um 8,1 Prozent zurückgegangen und im Kreis Traunstein in Bayern um 10,0 Prozent. 2021 verzeichnete der Kreis Schleswig-Flensburg bereits wieder einen Zuwachs inländischer Gästeübernachtungen von 20,6 Prozent. Hier wird auch sichtbar, dass der prozentuale Zuwachs an Gästeübernachtungen im Kreis Diepholz durch Gäste aus dem Inland bedingt ist (+45,4 Prozent im Jahr 2021). 2022 zeigten dann etwa ein Fünftel der Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland eine positive Entwicklung.

Vom stärkeren Rückgang der internationalen Gäste sind Kreise und kreisfreie Städte in ganz Deutschland betroffen. 2020 verzeichnete die kreisfreie Stadt Remscheid in Nordrhein-Westfalen mit 78,7 Prozent den höchsten prozentualen Rückgang von Gästeübernachtungen aus dem Ausland. 2021 war es der Landkreis Helmstedt in Niedersachsen mit 83,8 Prozent. Mit dem Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen, der kreisfreien Stadt Delmenhorst in Niedersachsen, dem Kreis Nordsachsen in Sachsen, und dem Kreis Stendal in Sachsen-Anhalt, fallen jedoch auch einzelne Kreise auf, für die entgegen des Trends bereits 2020 eine positive Entwicklung dargestellt wird. 2022 sind dann in ganz Deutschland auch wieder Zunahmen an Gästeübernachtungen aus dem Ausland zu beobachten. Auch hier sind es nahezu ein Fünftel aller Kreise und kreisfreien Städte. Im Durchschnitt dieser lag der Rückgang im Vergleich zu 2019 bei den Gästeübernachtungen aus dem Ausland allerdings bei 14,7 Prozent. Die inländischen Gästeübernachtungen in den Kreisen und kreisfreien Städte lagen 2022 dagegen um durchschnittlich 6,0 Prozent unter dem Niveau von 2019.

Veränderung der Gästeübernachtungen aus dem Inland in den Kreisen und kreisfreien Städten im Vergleich zu 2019 in %

 

Quelle: Regionaldatenbank Deutschland © Statistische Ämter des Bundes und der Länder
Hinweis: Wählen Sie oberhalb der Karte die einzelnen Jahre aus, um die prozentuale Veränderung in den Jahren 2022, 2021 und 2020 im Vergleich zu 2019 zu betrachten.

Veränderung der Gästeübernachtungen aus dem Ausland in den Kreisen und kreisfreien Städten im Vergleich zu 2019 in %

Quelle: Regionaldatenbank Deutschland © Statistische Ämter des Bundes und der Länder
Hinweis: Wählen Sie oberhalb der Karte die einzelnen Jahre aus, um die prozentuale Veränderung in den Jahren 2022, 2021 und 2020 im Vergleich zu 2019 zu betrachten.

Methodischer Hinweis:
Abweichungen der Bundeszahlen zu den aufsummierten Länderergebnissen sind eine Folge nachträglicher Revisionen und der grundsätzlichen Berücksichtigung von Campingplätzen bei den Bundesergebnissen. In Hamburg, Schleswig-Holstein und Thüringen sind keine Campingplätze in der Zählung berücksichtigt.